Philosophie und Religion

Moderator: Holger
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Vandenberg
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Philosophie und Religion

26.10.2004, 18:26

Hi alle!

Da wir ja bei Spockpappe schon erfolgreich vom Thema abgewichen sind, dachte ich mir, dass ein extra Thread gar nicht schlecht wäre, um mal zu erfahren, nach welchen Grundsätzen, Idealen oder Vorbildern ihr lebt.

Meine gesellschaftspolitsche Meinung ist ja nun bekannt. Ich würde die aber noch gern durch ein Element ersetzen:
Wenn man den Kommunismus mit buddhistischen Grundsätzen paaren würde, wären auf ein Schlag alle (nichtemotionalen) Probleme dieser Welt verschwunden.
Leider betreibt der Buddhismus keine Missionsarbeit, in so fern sollte ich das eigentlich lassen, aber man stelle sich nur vor, wie unser kleiner Planet dann aussehen würde. Was meint Ihr dazu? Zu wenig realistisch, gell?
´´Ran an die Waffen, laden und schießen!´´

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Phoebe J.
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26.10.2004, 18:34

Wahrscheinlich schon - leider. Das Problem liegt nicht im System, das Problem liegt einfach an den Menschen. Irgendwie scheint er nicht dafür geschaffen zu sein einfach so in Friede und Harmonie zu leben.
Schau dir allein die Geschichte an: die meisten Kriege begonnen damit dass irgendein Herrscher zu machtgierig wurde.
Und wer Macht bekommt neigt leider dazu sie zu mißbrauchen oder sich in sie zu verlieben. Und somit wird jedes System - so perfekt es auch sein mag - von innen heraus scheitern.

Dennoch hoffe auch ich dass es auch mal eine ´geeinte Erde´ geben wird. Und klar ist es schwer Weltverbesserer zu spielen, aber das fängt schon klein an: z.B. indem man schon mal am 2. Semestertag keine Bombendrohung gegen die Uni bei der Polizei eingehen lässt (vor allem wenn keine Bombe da ist). Live geschehen hier in Würzburg.
Noch besser: keine Bomben bauen, dem ganzen Militär mal die Spielzeuge kürzen und das Geld in den sozialen Aufbau stecken. Oder so ähnlich. Ich weiss das ist viel leichter gesagt als getan.

Unterdessen ergibt sich die Frage: Bestimmt unsere Religion unsere Weltanschauung? Oder inwiefern ist die Religion die Weltanschauung?
Ich glaube das ist eine Frage bei der es mal interessant ist, ihr auf den Grund zu gehen.
Ich denke im Christentum - allein durch die Aufklärung - beeinflusst er zwar unsere Weltanschauung (zumindest wenn wir ´im Glauben´ großgezogen worden sind) aber er ist nicht unsere Weltanschauung.
Das hilft uns oft einen sehr differenzierten Standpunkt zu verschiedenen Problemen einzunehmen und auch zu differenzieren. (z.B. Glaube: ja; Institution Kirche: nein).
Mal:Do you know your job, little one?
River:Do you?
(Firefly)


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Vandenberg
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26.10.2004, 20:28

Original von "Phoebe J."
Glaube: ja; Institution Kirche: nein
Das ist so ziemlich genau meine Meinung.
Kirchen finde ich eigentlich nur schön, wenn es um Architektur und Romantik geht.
Ich muss meine Religion doch ohne Kirche ausleben können und vor allem: Ohne dafür zu bezahlen!

Sicher kann man das auch, aber es ist doch krass (milde), dass ich in die Kirche eintrete und dafür bezahlen MUSS!

Muss ich als Buddhist oder als Moslem oder Jude was zahlen? X(
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Stef´An
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27.10.2004, 09:08

Im Prinzip gebe ich Euch Recht, ich habe auch mit dem Bodenpersonal meine Probleme.
ABER: wo ist der Sinn eines Glaubens, wenn niemand ihn auf Erden interpretieren kann? 1.000 Glaäubige einer Richtung bedeutet nicht, daß sie an einem Strang ziehen, wenn es keinen geistigen Führer gibt. Abgesehen davon gibt es dann auch genügend "irrende Schäfchen", die nach einem Hirten schreien.

Damit hätten wir aber wieder das Problem, dass oben ein führender Geistlicher sitzt, der ein gewisses Machtpotential besitzt und es latent mißbraucht; diese Position kommt der eines Politikers oder (eingesetzten) Machthabers gleich...
Die Vergangenheit zeigt, daß die ersten Kriege unter dem Deckmantel der Religion geführt wurden; selbts heute ist der Glaube Antrieb für Grausamkeiten, und ich nehme keine der beteiligten Parteien da raus.
Woanders hat sich der Nicht-Glaube an eine Gottheit institutionalisiert, und die Überzeugung an eine bestimmte Wirtschafts- oder Gesellschaftsform führt zu den gleichen Handlungen wie der Glaube an eine oder mehrere übergeordnete Mächte.

Politik kommt vom griechischen Wort "polis[=Stadt]", und im alten Griechenland kannte man in erster Linie Stadt-Staaten. Politik bedeutet also, die Stadt bzw. den Staat betreffend und seine Interessen wahrend und vertretend. Was den Nachbar betrifft, ist da nur zweitrangig. Und wenn er anders denkt und glaubt erst recht. Per Definition ist Politik die Vertretung der Interessen einer bestimmten Gruppe, deren Anführer oder Sprecher im Mittelpunkt steht und diese Interessen formuliert, und sei es in seinem Sinne (Ein Schelm wer Böses dabei denkt...).

Somit komme ich zu dem Schluß, Politiker (und deren geistliche Gleichgesinnte) sind Egoisten, Lügner und Betrüger; je höher das Amt desto größer der Mißbrauch! Und von diesem Standpunkt fällt es mir schwer zu glauben, der Mensch könnte sich eines Besseren besinnen und für eine einheitliche Gesellschaft sorgen, vor allem bei ca. 6 Weltreligionen, 7 großen politischen Anschauungen und unzählige Varianten dieser beiden Themen...X(
Hart ist das Leben an der Küste!

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Vandenberg
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28.10.2004, 09:26

Original von "Stef ´An"
Im Prinzip gebe ich Euch Recht, ich habe auch mit dem Bodenpersonal meine Probleme.

...

Somit komme ich zu dem Schluß, Politiker (und deren geistliche Gleichgesinnte) sind Egoisten, Lügner und Betrüger; je höher das Amt desto größer der Mißbrauch!
Mit dem "Bodenpersonal" hätte ich eigentlich auch Probleme, wenn ich nicht in diesem Jahrhundert leben würde.
Ich bin nicht der Meinung, dass die geistlichen Führer noch deinen Beschreibungen entsprechen. Es gibt natürlich in den unteren "Führungsriegen" ein paar schwarze Schafe, especially bei den Christen.
Aber die wirklichen geistigen Oberen sind doch eigentlich würdig in ihrer Funktion als Vorbilder, oder?
Musterbeispiel Dalai Lama. Dazu gibt es IMHO nicht viel zu sagen.
Und der Papst ist zwar alt und nicht mehr so ganz auf der Höhe, aber wer kennt denn außer den Stammtischkommentaren die wirklichen Gründe dafür, dass er nicht abtritt?
Und welche Religion hat sonst noch Oberhäupter?
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Stef´An
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28.10.2004, 09:36

Original von "Vandenberg"
Musterbeispiel Dalai Lama. Dazu gibt es IMHO nicht viel zu sagen.
Ausnahmen bestätigen die Regel, da hast Du Recht.
Und der Papst ist zwar alt und nicht mehr so ganz auf der Höhe, aber wer kennt denn außer den Stammtischkommentaren die wirklichen Gründe dafür, dass er nicht abtritt?
Ganz einfach, ein Papst tritt nie ab. Er wird auf Lebenszeit gekürt und stirbt als Oberhirte. Da wird auch kein JPII eine Ausnahme machen, warum auch! Darüber hinaus erfordert es ein gewisses Karrieredenken, um an die Spitze jeglicher Organisation zu kommen...
Und welche Religion hat sonst noch Oberhäupter?
Jeder Geistlicher führt seine Schäfchen, allein dadurch ist er Führer einer Gruppe und damit hierarchisch weiter oben als die Masse. Durch die POsition allein übt er Einflussnahme aus, da er seinen Anhängern sagt, was der wahre Weg sein könnte, und sei er Rabbi oder Imam oder Shaolin-Mönch oder gar Medizinmann. Das sind auch alles Oberhäupter!

Wohlgemerkt, ich bin als Christ groß geworden und ich stehe auch dazu; gerade weil ich abwer auch Steuern zahle erlaube ich mir Kritik, vor allem am System.
Hart ist das Leben an der Küste!

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Roland Hülsmann
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28.10.2004, 10:35

Original von "Stef ´An"
Ganz einfach, ein Papst tritt nie ab. Er wird auf Lebenszeit gekürt und stirbt als Oberhirte. Da wird auch kein JPII eine Ausnahme machen, warum auch!
Er düfte aber abtreten. Seit ein paar Jahren ist es ihm erlaubt, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.
Das gilt seit einigen Jahrzehnten auch für Priester und Bischöfe. Früher war es aber in der Tat so, daß eine Berufung zu einem solchen Amt mit dem Tod (oder einer Krankheit, die die Ausübung des Amtes verhindert) aufhört. Inzwischen wächst aber die Zahl der Priester (und Bischöfe) die mit 70 oder 75 in den Ruhestand gehen. Viele traditionell denkende Geistliche empfinden dies aber noch als Schwäche, Pflichverletzung und Verrat an ihrer Berufung. Und daß unser Papst dies auch so sieht ist nicht verwunderlich, kommt er doch aus dem kirchlich erzkonservativem Polen. In den Ruhestand zu gehen, käme ihm einer Pflichtverletzung und einer Aufgabe gleich. Er wird das Schiff, daß sich Kirche nennt, ebensowenig verlassen wie Picard die Enterprise in der Stunde der Gefahr ... ob es aus logischer Sicht nun sinvoller wäre oder nicht. ;)

Gruß
Roland, Dipl. theol. (kath.)

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Stef´An
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28.10.2004, 10:46

Original von Roland Hülsmann
... ob es aus logischer Sicht nun sinvoller wäre oder nicht. ;)
Darüber läßt sich in der Tat streiten.

Meines Erachtens ist ein großes Manko der christlichen Kirche, vor allem aber der katholischen, das zwanghafte Festhalten an Traditionen und das Negieren der Veränderungen innerhalb der Gesellschaft (die Ruhestandsregelung wäre da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein). Die Kirche wundert sich über wegbleibende Schäflein, tut aber nichts um die Jugend anzusprechen. Der Ablauf einer Messe ist genauso unzeitgemäß wie die Denkanstöße in Bezug auf Abtreibung, Verhütung und Ökumene. So viel Intoleranz wie innerhalb der katholischen Kirche habe ich bei uns in Deutschland und Europa lange nicht mehr gesehen, deswegen habe ich beschlossen, meinen schnöden Mammon der offeneren evangelischen Gemeinde zu überlassen!
Und, um zum Thema zurückzukommen, diejenigen Geistlichen meines Kennens, die definitiv als karrieregeil zu bezeichnen sind, kommen komischerweise aus dem katholischen Lager. Der Laden ist einfach zu alt. Luther wollte ihn damals nicht umsonst reformieren, aber schade ist, dass er es nicht geschafft hat und eine neue Kirche gründen mußte...
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Vandenberg
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28.10.2004, 11:09

Original von "Stef ´An"
Der Ablauf einer Messe ist genauso unzeitgemäß wie die Denkanstöße in Bezug auf Abtreibung, Verhütung und Ökumene.
Ich halte es nicht für falsch, Abtreibungen in der christlichen Gemeinde zu verurteilen. Die Kirche hat ja ihre Gründe, das zu tun. Wenn ihr Beweggrund dazu der ist, dass sie das ungeborene Leben auch schon als Leben ansieht, sind ihre Ansichten durchaus zu verstehen.

Verhütung ist nun wieder ein anderes Thema, da kann ich selbst den genannten Grund nicht mehr gelten lassen.
Schließlich liegt der Fortpflanzungsakt in unserer Natur und es ist nicht unbedingt als Nächstenliebe zu bezeichnen, ein Kind in diese Welt zu setzen, wenn seine nähere Zukunft nicht wenigstens finanziell gesichert ist.

P.S.: Was heißt Ökumene?
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